1.
Wieder sind zwei Wochen vergangen und ich befinde mich seit 2 Tagen in einer mir selbst auferlegten Osterpause. Keine Nachrichten, kein journalistisches und pädagogisches Arbeiten und keine Social Media Aktivitäten. Und da werden Kopf und Zeit frei für das Dichterische. Allerdings ruft hier in erster Linie eine Pflicht, die ich an meinem letzten Geburtstag übernommen habe, nämlich meinen Weg zu meinem 60er und in meine 60er zu be-schreiben; diese Pflicht habe ich ob all der anderen Ver-pflicht-ungen und Not-Wendigkeiten vernachlässigt. Sie ist in der Prioritätenliste an letzte Stelle gerückt, genauso wie die regelmäßige Veröffentlichung meiner Haikus von 2015 oder die Gestaltung des einen oder anderen im Kopf schwirrenden Textes.
2.
Es wird daher schwer gelingen, all das, was passiert ist, wieder in Erinnerung zu holen und danach in die Tasten meines Laptops zu klopfen. Während ich diese Zeilen schreiben, taucht das oder andere wieder auf, vor allem zwei Filme, die ich gesehen habe.
Dinner with André, ein Film von Louis Malle von 1981, der aus nichts anderem als aus einem Dialog zwischen zwei Schauspielern in einem Restaurant besteht, den sie knapp zwei Stunden lang über das Leben, über ihre Leben führen. Obwohl das nach Langatmigkeit und Mühsal klingt, ist er äußerst kurzweilig und weise und hat mich sehr bewegt. Das Leben als das zu betrachten, was es ist, ist auch der Schwerpunkt des in diesen Tagen von mir rezensierten Buches des Psychotehrapeuten Uwe Böschemeyer mit dem Titel „Das Leben ist besser als sein Ruf“.
Good Morning, Vietnam wurde mir von meinem Sohn empfohlen, wir schauten den Film dann mit meiner Frau gemeinsam. Auch er bewegend, wenn auch auf eine ganz andere Weise. Robin Williams in einer wie für ihn geschriebenen Rolle und in der ständigen Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. Ambivalent bleibt die Bewertung der amerikanischen Intervention in Vietnam. Aber das ist ja möglicherweise eine weitere Stärke des Films.
3.
Wie es mit diesem Tagebuch weiter gehen wird, habe ich noch nicht entschieden. Ich werde jedenfalls zukünftig nur nach Lust und Laune schreiben und nicht, weil ich mich mir oder meinen Lesern verpflichtet fühle. Zu viele Verpflichtungen führen mit Sicherheit in die Un-Kreativität, die es aber braucht, um anspruchsvoll zu schreiben. Und: Was ist mein Leben schon im Vergleich zu all den Leben, die da draußen in der Welt tagtäglich dem Wahnsinn unserer Zeit zum Opfer fallen. Hier sehe ich eine Aufgabe, die ich mit meinem journalistischen Arbeiten noch viel stärker aufdecken will, nämlich den Mächtigen das Handwerk legen, in dem die Bevölkerung durch wichtige Informationen und Kommentare aktiviert wird, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht ängstigen oder für dumm verkaufen zu lassen.
4.
Und jetzt: Osterpause zum Auftanken, um danach dieser Aufgabe wieder mit voller Energie nachgehen zu können. Der sich nun langsam dauerhaft durchsetzende Frühling ruft mich nach draußen an seinen Busen ...


